Alt, aber gut: das Johanniskraut!

Die gelbblühende Heilpflanze aus der Naturapotheke sorgt nicht nur für eine bessere Stimmung, sondern hilft auch sonst gegen allerlei Beschwerden!

Schon unsere Vorfahren wussten das Johanniskraut zu schätzen. Im Volksmund hieß es, seine Blätter würden die Sonne im Sommer speichern und im Winter an traurige Menschen abgeben. Davon war man nicht nur in Mitteleuropa jahrhundertelang überzeugt, sondern auch in vielen anderen Kulturen schwor man auf die Wirkung dieser bisweilen auch als „Hexenkraut“ bezeichneten Heilpflanze, wenn es darum ging, Geister und Dämonen abzuwehren, aber auch etwas gegen die Stimmungstiefs während der kalten und finsteren Jahreszeit zu unternehmen.
Hypericum perforatum – so der lateinische Name des Johanniskrauts – ist ein strauchartiges Gewächs, das eine Höhe von bis zu einem Meter erreicht und von Juni bis August gelbe Blüten und gepunktete Blätter trägt. Besonders prächtig blüht die Pflanze rund um den 24. Juni, dem Geburtstag von Johannes dem Täufer, von dem sie auch ihren Namen hat. Sowohl die in Dolden angeordneten Blüten als auch die Punkte auf den Blättern besitzen Öldrüsen, aus denen das begehrte Johannisöl gewonnen wird. Werden die Blüten zerrieben, so färben sie sich blutrot, weshalb das Öl auch die Namen „Johannisblut“, „Herrgottsblut“ oder „Rotöl“ trägt.

Bewährter Stimmungsaufheller

Bereits im 16. Jahrhundert war dem Medicus und Alchemisten Paracelsus die positive Wirkung des Johanniskrauts auf das Gemüt bekannt. Und tatsächlich zeigt auch die moderne medizinische und pharmazeutische Forschung, dass die Geschichte mit der Sommersonne nicht von ungefähr kommt: Präparate aus Johanniskraut können die Gefühlslage von depressiven Menschen bereits nach wenigen Tagen merklich verbessern und Stimmungsschwankungen oder Angstzuständen derart überzeugend entgegenwirken, dass sie auch in der Schulmedizin längst ihren festen Platz haben!
Wie kommt das? Depressionen entstehen zumeist dadurch, dass das Gleichgewicht aus Botenstoffen wie Dopamin und Serotonin gestört wird. Wirken diese „Glückshormone“ nicht mehr richtig, dann werden die Menschen schwermütig. Eine im Johanniskraut enthaltene Substanz namens Hypericin ist in der Lage, das aus den Fugen geratene Gleichgewicht wieder herzustellen und damit leichte bis mittelschwere Depressionen spürbar zu lindern. Leider muss der Wirkstoff in relativ hohen Dosen eingenommen werden, sodass man um ärztlich verschriebene Tabletten oder Kapseln kaum herumkommt …

Hilfe bei psychischen Leiden

Dass die „Heilpflanze des Jahres 2015“ als Antidepressivum Anwendung findet, erweist sich auch in den Wechseljahren als günstiger Effekt, zumal in diesem Lebensabschnitt die Neigung zur Schwermut sehr häufig und besonders stark auftritt. Auch bei anderen Krankheiten, die vorwiegend psychosomatische Ursachen haben, hat sich der Einsatz von Arzneien auf Johanniskraut-Basis bewährt: darunter etwa Kopfschmerzen, Reizdarm oder Reizblase!
Eine positive Wirkung wird dem Johanniskraut auch bei Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen zugeschrieben – und nicht nur das: Es laufen zurzeit sogar Untersuchungen, mit denen festgestellt werden soll, ob es nicht auch dazu beiträgt, die Anlagerung der gefürchteten Plaque im Gehirn einzudämmen und damit den Verlauf von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen zu verlangsamen!

Vorsicht bei Nebenwirkungen!

Ähnlich wie ein chemisch-pharmazeutisches Antidepressivum kann leider auch das Johanniskraut in hohen Dosierungen gewisse Nebenwirkungen aufweisen. So etwa steigert es die Produktion von Leberenzymen des Typs CYP (Cytochrome), die für den Abbau von Giftstoffen verantwortlich sind. Wird zu viel CYP produziert, so werden andere Arzneimittel schneller abgebaut und damit deren Wirkung eingeschränkt – was etwa bei Medikamenten gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder zur Blutgerinnung nicht ungefährliche Folgen haben kann.
Davon abgesehen können Produkte aus Johanniskraut zu einer Überempfindlichkeit gegen Licht und UV-Strahlen führen, sodass man während der Einnahme die pralle Sonne meiden und erst recht kein Sonnenbad nehmen sollte. Darüber hinaus können sie bei falscher Dosierung zu Müdigkeit und Störungen des Magen-Darm-Traktes führen. Daher empfiehlt es sich, vor der Einnahme von Johanniskraut-Präparaten immer einen Arzt zu konsultieren!

Gut für die Wundheilung

Die etwaigen Nebenwirkungen ändern allerdings nichts an der Tatsache, dass es sich beim Johanniskraut um einen wahren Tausendsassa in Sachen Gesundheit handelt, denn die positiven Einflüsse auf das Gehirn und das Gemüt sind noch lange nicht alles, was diesem Heilkraut zugeschrieben wird: Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung betonte Paracelsus vor allem die reinigende und heilende Wirkung des Johanniskrauts – und hier vor allem des aus ihm gewonnenen Öls – bei allen Arten von Wunden.
Johannisöl gewinnt man, indem man die Blüten und Blätter in einem Mörser zerstößt und anschließend in Oliven- oder einem anderen Speiseöl etwa sechs Wochen lang ziehen lässt. Das so entstandene rot gefärbte „Johannisblut“ weist hat der in ihm enthaltenen Flavonoide und des Inhaltsstoffs Hyperforin eine desinfizierende und entzündungshemmende Wirkung. Egal, ob es sich um Verletzungen oder Verbrennungen handelt: Zwei- bis dreimal täglich auf die betroffene Stelle aufgetragen hat das Johannisöl eine wohltuend heilende Wirkung! Und das gilt nicht nur für oberflächliche Wunden: Dank der schmerzlindernden Eigenschaften der in ihm enthaltenen Gerbstoffe schafft das Öl auch Erleichterung bei Muskelkater, Blutergüssen, Quetschungen, Prellungen, Verstauchungen und Hexenschuss, ja sogar bei Arthritis, Rheuma und Gicht!

Auch zum Einnehmen

Dabei dient Johannisöl nicht nur zur äußeren Anwendung, sondern kann sehr wohl auch gefahrlos eingenommen werden! Ein bis drei Teelöffel Öl pro Tag können eine erstaunliche Wirkung entfalten: Die krampf- und schleimlösenden Eigenschaften helfen vor allem bei Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen, während die entzündungshemmende Wirkung vor allem bei Verdauungsstörungen, Magenschleimhaut-Entzündungen und Erkrankungen der Gallenblase zum Tragen kommt.
Darüber hinaus wird dem Johannisöl sogar nachgesagt, dass es einen positiven Einfluss bei Schlafstörungen, Wetterfühligkeit und Migräne hat: Auch hier kann der eine oder andere Löffel wahre Wunder wirken! Das Johannisöl lässt sich übrigens relativ leicht selbst herstellen – und wer Johanniskraut aussät oder anpflanzt, kann sich vor der Verarbeitung auch noch an der gelben Blütenpracht erfreuen!

Achtung: Bitte betrachten Sie unsere Gesundheitstipps als unterstützende Maßnahmen und konsultieren Sie bei Beschwerden immer einen Arzt oder Apotheker!

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